29.6.06

Bio - in der Mitte der Gesellschaft angekommen

In den Achtziger und Neunziger Jahren waren Bioprodukte eine Domäne für winzigste, spezialisierte Bioläden mit typischem "Birkenstock-Flair". Hannes Wader hat diesen Läden und der damit oftmals verbundenen, "hyperökologisch-verbiesterten" Geisteshaltung in dem Lied "Ankes Bio-Laden" ein ironisches Denkmal gesetzt.

Seit Ende der Neunziger Jahre hat sich dies geändert. Qualität setzt sich durch: Bioprodukte werden mehr und mehr von "normalen" Verbrauchern nachgefragt. Als Reaktion auf diese Nachfrage haben normale Supermärkte damit begonnen, Bioprodukte in ihr Sortiment mit aufzunehmen. Ein Beispiel dafür ist die Kette tegut, bei der ich sehr gerne einkaufe. Auch Shopblogger Björn Harste hat in seinem Spar-Markt in Bremen auf diesen Trend reagiert.

Und wie reagieren die Bioläden auf diesen Trend? Teilweise mit panischer Abschottung, wie dieser Eintrag beim Shopblogger zeigt. Hier hat sich ein Bioladen, der in einem weit entfernten (!) Stadtteil von Bremen liegt, über Björn Harste beschwert, da dieser die Bio-Artikel so günstig vertreibe und damit den "dem Fachhandel die Kunden vergraulen" würde. Björns Fazit:
Es bestätigt sich mir jedenfalls mal wieder, dass es vielen Leuten aus der Bio-Branche nicht um den ökologischen Gedanken, sondern primär um die monetäre Seite geht.
Natürlich wollen alle Geschäftsinhaber Geld verdienen, aber dann sollte man auch mit der Zeit gehen und sich nicht hinter seinen Holzregalen und Fruchtschnitten verstecken und sich vor der Konkurrenz zitternd den Deckmantel des "menschlichen Naturkrauters" überziehen. Letztenendes bin ich nämlich auch "nur" ein kleiner selbständiger Einzelhändler und kein großer Konzern mit hunderten oder tausenden Filialen und darf mir diese Aussage einfach mal erlauben.

Das kann ich nur unterschreiben. Auch ein Bioladen muss mit der Zeit gehen und nicht einfach zitternd auf "Protektionismus" setzen. Insofern teile ich Björns Ansicht: die Beschwerde ist schlichtweg lächerlich.
Darmstädter Spät Lese Abend

Der gestrige Darmstädter Spät Lese Abend brachte für mich eine Premiere: zum ersten Mal saß ich direkt neben beiden vortragenden Autoren, war sozusagen von ihnen "eingerahmt".

Die Geschichten lohnten sich: Jörg Olbrich las aus der Anthologie "Wildes Land" eine schöne Geschichte über einen Troll auf Rügen, die tragisch endete. "Wildes Land" ist übrigens für den Deutschen Phantastik-Preis nominiert, als Original-Anthologie. Ich besitze das Buch bereits und habe daher dafür gestimmt.

In eine andere Richtung ging Diane Ellbrecht. Sie las aus dem Band "Und weil sie nicht gestorben sind" eine witzige Variante des Froschkönigs. Die Geschichte gefiel mir so gut, dass ich mir das Buch anschließend kaufte.

27.6.06

Tierische Todesfälle

Von zwei Todesfällen muss ich noch berichten. Letzten Freitag starb im Zoo von Brisbane Harriet, das älteste bekannte Tier der Welt. Letztes Jahr hatte ich ihr noch zum 175. Geburtstag gratuliert. Wer jetzt den Rekord innehat, weiss ich nicht.

Ein weiterer Todesfall am Montagmorgen stimmte mich ebenfalls traurig: Der "Problembär" Bruno ist tot. Ich frage mich, ob das sein musste. Der österreichische Verhaltensforscher Hans-Peter Sorger sagte in einem Interview mit SpOn: Bruno sei ein "Halbstarker" gewesen, der seine Grenzen austestete. Ich neige zur selben Ansicht. Mir erscheinen die Reaktionen einiger bayerischer Politiker relativ hysterisch. In Kärnten leben wesentlich mehr Bären, und es gibt keine Probleme, laut Interview:
SPIEGEL ONLINE: In Österreich leben bis zu zwanzig Bären. Wie geht die Bevölkerung damit um?

Sorger: Seit 1987 organisieren wir ständig Vorträge. Im Rahmen dieser wird über den grundsätzlichen Umgang mit dem Wildtier informiert. Anschließend diskutieren wir. Das fehlte in Deutschland meines Erachtens völlig. Viele Kärntner hatten schon direkten Kontakt mit Bären. Das ist hier nichts Besonderes.

Ein vernünftiges Bärenmanagement wäre auch für Deutschland gut.
Wochenende in Geslau

Es war ein tolles Wochenende in Geslau (bei Rothenburg o.d. Tauber) auf dem Vanahof. Unter anderem mit einer klasse Jamsession mit den Singvøgeln. Hatte vorher noch nie eine Jamsession gemacht; muss das öfter mal machen.

24.6.06

Brötchen, Gurken und Ketchup - alles 100% Rindfleisch

Via Kyr habe ich eine witzige Seite gefunden: Deppenleerzeichen.de. Diese Seite spießt den heutigen Trend auf, immer mehr an Stellen, an denen ein Bindestrich angemessen wäre, ein (sprachlich falsches) Leerzeichen zu setzen. Insbesondere im Bereich der Werbung nimmt das mehr und mehr überhand.

Ein besonderes Schmankerl war die Analyse eines Prospektes einer bekannten Hamburger-Kette, die man am geschwungenen "M" erkennt:
Der Hamburger besteht zu 100% aus Rindfleisch, das sich bis zum Landwirt zurückverfolgen läßt

Das wirft mehrere Fragen auf. Zum einen überrascht es mich, dass Rindfleisch nicht vom Rind, sondern vom Landwirt kommt; müßte es dann nicht "Landwirtfleisch" heißen? :-) Aber noch mehr wundere ich mich über den Rest der Aussage. So ein Hamburger besteht ja aus einer Bulette, einem Brötchen, ein paar Gurkenscheiben, etwas Ketchup usw. Und das alles besteht zu 100% aus Rindfleisch! Wow! Ich hatte das Brötchen bisher immer für ein Brötchen, und die Gurkenscheiben immer für Gurkenscheiben gehalten...

23.6.06

Herr Shhh schadet sich selbst

Aus Solidarität mit René hat Herr Shhh eine komplette CD zum freien Download ins Netz gestellt. Die CD ist von ihm - und laut der Standard-Argumentation großer Teile der Major-Musikindustrie: "Wer ein Lied zum Download anbietet, schadet dem Künstler" schadet Herr Shhh sich nun selbst.

Eine pffige satirische Aktion!

In diesem Zusammenhang verweise ich auch nochmal auf den offenen Brief an Musikschaffende.
In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?

Heribert Prandl, Leiter der innenpolitischen Redaktion der Süddeutschen Zeitung, stellt genau diese Frage in einer Rede, die er am 11. März 2006 in Berlin gehalten hat. In dieser Rede wehrt er sich u.a. gegen die Hyper-Ökonomisierung des Lebens in der heutigen Gesellschaft:
Es braucht neue Formen der Solidarität, es braucht neue Formen des Widerstandes, es braucht eine Gegenbewegung gegen die Ökonomisierung des gesamten Lebens.


(gefunden bei Sven . Gut sind auch die ergänzenden Worte von Martin).

22.6.06

Offener Brief an Musikschaffende

Der Abmahnfall René hat bei Johnny Haeusler (Spreeblick) zu einem offenen Brief an Musikschaffende geführt, den ich für unterstützenswert halte. Ein kleiner Auszug (Hervorhebung von mir):
Es geht mir in diesem offenen Brief nicht darum, das bestehende System der Abmahnungen an sie heranzutragen, das solche Vorgehensweisen möglich macht und legalisiert, denn die Erneuerung von bestehenden Gesetzen ist Sache von Juristen und Politikern (von denen ich mir selbstverständlich ebenfalls eine erhöhte Wachsamkeit und mehr Verständnis bezüglich der neuen Medien wünsche).

Nein, es geht mir in diesem offenen Brief darum, für eine Sensibilisierung bezüglich des Themas bei Ihnen, den Musikschaffenden, zu werben. Denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es in Ihrem Sinne ist, wenn sich Anwälte und Firmen auf diese Art und Weise bereichern - weder Musiker noch Autoren noch Labels profitieren von Renés 800,00 Euro.

Johnny, damit hast du es auf den Punkt getroffen! Es kann nicht sein, dass Musikfans, die für Musik werben (!!!) von irgendwelchen zwielichtigen Anwälten via Abmahnung abgestraft werden. Ich appelliere an die Verantwortlichen, hier umzudenken.

Das Handelsblatt-Weblog sah sich auf jeden Fall schon zu einer krassen Metapher genötigt:
Und so entfernt sich die Musikindustrie immer weiter von ihren Kunden, führt gar Krieg gegen sie. Sie gleicht einem Zombie mit Kettensäge in der Hand, bereit zum letzten Massaker. Denn vielleicht ist es jenen Flachdenkern noch gar nicht aufgefallen: Wenn Künstler sich über das Internet selbst vermarkten können, ihre Musik ohnehin nur noch Datei ist und nicht mehr CD wer braucht dann noch die Musikindustrie?
Zumindest der Krieg muss nicht sein, oder?

20.6.06

Stoiber und der Blasphemie-Paragraph

Langsam nähert sich das Sommerloch, denn nun sind in den Zeitungen immer mehr abstruse Vorschläge zu lesen, z.B. von Herrn Stoibär (Hervorhebung von mir):
Stoiber nannte die derzeit geltende Gesetzgebung «völlig stumpf und wirkungslos», weil der entsprechende Paragraph 166 des Strafgesetzbuches eine Bestrafung nur dann vorsehe, wenn der «öffentliche Frieden gefährdet» sei und «Aufruhr» drohe.

Stoiber will dagegen Gotteslästerung schon dann mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestrafen, sofern jemand bewusst auf den religiösen Empfindungen anderer Menschen herumtrampele. «Es darf nicht alles mit Füßen getreten werden, was anderen heilig ist», sagte Stoiber. Wohin die Verletzung religiöser Gefühle führen könne, habe der Streit um die Mohammed-Karikaturen in diesem Jahr «auf alarmierende Weise» gezeigt, mahnte der CSU-Chef.


Laut einem Bericht des Darmstädter Echos von heute haben jedoch die Kirchen selbst bei Stoibers Vorstoß abgewunken. Insofern denke ich nicht, dass die Idee sich durchsetzen wird. Aber sollte der Gotteslästerungs-Paragraf wirklich geändert werden, so eröffnen sich interessante Klagemöglichkeiten. Asatruar könnten alle Hohlköppe verklagen, die die germanische Mythologie für nazistische Umtriebe mißbrauchen. Wicca könnten gegen hexenfeindliches "Brauchtum" vorgehen. Und Anhänger des Flying Spaghetti Monsters könnten jede Kneipe, die Pasta im Angebot hat, wegen Blasphemie verklagen :-)

(gefunden im Gjallarhorn)

19.6.06

Callboy Torstens großer "Gegenschlag"

Im Law Blog ist der neueste Antrag von Callboy Torsten zitiert, mit dem dieser eine Einstweilige Verfügung (unter anderem gegen Udo Vetter) beantragen möchte:
Mein Antrag daher: Eine Einstweilige Verfügung das keiner der Blogger einen Artikel über mich schreiben darf , es sei denn ich veranlasse das, im Wiederholungsfall im ermessen des Gerichtes eine Geldstrafe sowie das der jenige seine Domainen für immer gesperrt bekommt , alle Domainen die Verleubnungen , Beleidigungen und üble Nachreden beinhalten vorläufig bis sämmtliche Inhalte entfernt sind eine Sperre zu veranlassen ( eine Liste mit fast allen Domainenanbietern sowie welche Domainen betroffen sind ist beigefügt - in der Akte Akteneinlage 15 ) ,eine Unterlassung der T-Shirtsproduktion und Vertrieb - jedes T-Schirt was ab sofort an die Frau oder Mann gebracht wird mit 1000 € Geldstrafe , sowie die Kosten des Verfahrens Herrn Knoche ,Udo Vetter & Jens Knoblich aufzuerlegen .

Das ist echt unglaublich. Da fällt mir nur spontan "muss in einem Paralleluniversum leben" ein. Parodieren kann man dieses Werk auf jeden Fall nicht mehr (unabhängig von der Rechtschreibung - selbst wenn jedes Wort korrekt geschrieben wäre, wäre der Inhalt meiner Ansicht nach grotesk). Oder ist das Ganze ein Fake von Titanic oder anderen?

Ein Kommentator schlug vor, man solle diese Antrag am besten an Harald Schmidt und/oder Stefan Raab und/oder Polylux schicken. Da scheint es meiner Meinung nach hinzupassen.
Grausig

Diesmal ein wirklich grusliger Beitrag im Weblog SoWhy. Dass es solche Menschen wie die darin beschriebenen Typen heute noch gibt, macht mich schaudern. Vor allem ist es ärgerlich, dass sie sich offenbar hinter der allgemeinen Deutschland-Euphorie verstecken können. Ich hoffe sehr, dass es nach dieser WM wieder abklingt, und dass die Mehrheit erkennt, dass diese Typen in Wahrheit nicht auf Schwarz-Rot-Gold, sondern auf Schwarz-Weiß-Rot stehen.

Zum historischen Hintergrund: Schwarz-Rot-Gold waren im 19. Jahrhundert ein Symbol für EInheit und Freiheit. Auch wenn der Deutsche Bund sich die Farben 1848 (als Zugeständnis an das Volk) angeeignet hatte, so stehen vom Ursprung her Schwarz-Rot-Gold für ein Deutschland in Freiheit - daher haben die Nazis nach der Machtergreifung auf Schwarz-Weiß-Rot (und später auf die Hakenkreuzfahne) umgestellt.
Schönes Wochenende in Lischeid

Dieses Blog hatte wieder einmal Wochenendruhe. Das lag an meiner Fahrt nach Lischeid, zu Heino und Wiebke. Wir hatten zusammen viel Spaß beim Siedler-Spielen, und Heino und ich klärten einiges FOLLOW-technische, was ich hier aber nicht näher ausbreiten will, da die meisten Leser meines Blogs keine FOLLOWer sein dürften.

16.6.06

Echt schafe Detektivarbeit

Nein, die Überschrift enthält keinen Schreibfehler. Ich lese seit heute "Glenkill" von Leonie Swann, den ersten Krimi der Welt, in dem Schafe (!) die Hauptrolle spielen. Die Handlung beginnt so: eines Morgens liegt der treusorgende Schäfer tot auf der Weide, aus seinem Rücken ragt ein Spaten. Die Schafe geraten erst in Panik und denken: "Wolf!" aber dann fällt ihnen auf, dass Wölfe normalerweise auf der Jagd keine Spaten einsetzen - abgesehen davon vermute ich,dass es in Irland (dort spielt der Krimi) heute keine Wölfe gibt (gab es je welche?). Also ist anzunehmen,dass der Mörder auf zwei Beinen heumläuft. Viel weiter bin ich noch nicht gekommen, aber ich bin jetzt schon gespannt, wie dieser "schafe" Krimi weitergeht.

13.6.06

Ludwig II. von Bayern: 120. Todestag

Heute vor 120 Jahren wurde König Ludwig II. von Bayern tot im Starnberger See aufgefunden. Die Umstände seines Todes sind immer noch nicht ganz geklärt.

Der "Märchenkönig" gehört zu den wenigen mir bekannten Menschen, die den Wahlspruch "Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum" fast perfekt umgesetzt haben - wobei ich natürlich einräumen muss, dass ihm zur Verwirklichung dieses Traums deutlich mehr finanzielle und politische Mittel zur Verfügung standen als einem "Normalbürger". Außerdem trägt sein Traum teilweise bizarre Züge. Was Ludwig II. gemacht hat, das fiele heute vermutlich unter den Begriff "LARP" fallen [oh-oh! Jetzt wird mich Alex wohl schimpfen :-)] - mit dem Unterschied, dass er am Schluss wohl nicht mehr aus seinem "LARP-Charakter" herausfand. Ein weiterer Unterschied: moderne LARPer benutzen bestehende Burgen und bauen sich keine eigenen :-) Trotzdem halte ich die Entmündigung, die vom Prinzregenten durchgeführt wurde, für fragwürdig. Zum einen wurde Ludwig II. selbst nicht direkt begutachtet, zum anderen halte ich Ludwig II's Verhalten zwar für "spleenig", aber nicht für geisteskrank. Wenn ich z.B. das Geld hätte, würde ich mir auch ein eigenes Schlößchen bauen - allerdings würde ich es anders einrichten.

Nachtrag: Wie im Kommentar richtig angemerkt, hat er sein Land vernachlässigt. Das mißbillige ich natürlich.
Wunderbares Wochenende

Am Wochenende war es wieder einmal ruhig in diesem Blog. Das liegt daran, dass ich in Gütersloh bei Freunden zu Besuch war, diese haben Geburtstag gefeiert. Eine herrliche Feier mit 1a Wetter! Ganz nebenbei zeigte sie den Vorteil eines Gasgrills gegenüber dem herkömmlichen Holzkohlegrill: der Gasgrill ist sofort an, man muss nicht ewig lange warten, bis man die erste Wurst drauflegen kann.

9.6.06

Perry Rhodan wird 70

Da habe ich den Geburtstag um ein paar Minuten verpaßt - Mist! Laut der PR-Serie wurde Perry Rhodan am 8. Juni 1936 geboren. Insofern im Nachhinein herrlichen Glühstrumpf! Hast dich gut gehalten, dank der Zelldusche. Allerdings wundere ich mich, dass in meinen Geschichtsbüchern ein gewisser Neil Armstrong der erste Mensch auf dem Mond war - und dass dort nichts von einem Arkonidenraumschiff auf dem Erdtrabanten steht.

Und jetzt gehe ich weiter PR 2338 lesen.

8.6.06

Gedanken zur Rassismusbekämpfung

Aufgrund dieses Artikels von Sven habe ich beschlossen, mal meine Vorgehensweisen und Regeln darzulegen, wie ich Rassismus bekämpfe, wobei dieselben Regeln auch für meine Bekämpfung des Antisemitismus gelten.

Rassismus bekämpfe ich dadurch, indem ich ihn (u.a. in meinem Weblog) beim Namen nenne und dadurch darauf aufmerksam mache (womit ich nicht der einzige bin). Dabei halte ich mich an ein paar wichtige Regeln, damit aus der Bekämpfung nicht ein Eigentor wird.

Zum einen achte ich auf die Quellen. Ich bevorzuge Primärquellen, z.B. Interviews, Artikel, Bücher, Songtexte, in denen jemand selbst sich äußert. Bei Hörensagen bin ich äußerst skeptisch. Die Quellen zitiere ich meistens direkt.

Dann achte ich auf die korrekte Bezeichnung. Zum Beispiel bin ich - im Gegensatz zu gewissen Antifa-Kreisen - sehr zurückhaltend mit dem Begriff "Nazi" bzw. "Neonazi".

Ein Nazi bzw. Neonazi (beide Worte sind so etwas wie Synonyme geworden) ist laut Wikipedia ein "Anhänger nationalsozialistischen Gedankenguts". Sicher ist praktisch jeder Nazi ein Rassist - aber nicht jeder Rassist ist ein Nazi. Entsprechendes gilt für Antisemiten. Ohne entsprechende Nachweise, dass jemand nationalsozialistisches Gedankengut vertritt, kann die Bezeichnung "Nazi" nach hinten losgehen. Dies ist z.B. dem WDR passiert. Vor über zehn Jahren wurde in einem WDR-Beitrag eine gewisse Person (nennen wir sie X, Name tut nichts zur Sache) als Nazi bezeichnet. X zog vor Gericht, und das Gericht verbot dem WDR, X ab sofort als Nazi zu bezeichnen. Seitdem geht X mit diesem Urteil hausieren, nach dem Motto: "Ich habe einen Titel erstritten, dass man mich nicht Nazi nennen darf". Viele Leute, die davon hören, begehen nun einen Denkfehler: "Kein Nazi = Demokrat". Dabei beweist das Urteil gar nichts, höchstens, dass X kein Anhänger des Nationalsozialismusses ist. X könnte theoretisch trotzdem Rassist o.ä. sein.

Übrigens ist das eine beliebte Verteidigungsstrategie von Leuten, die wegen verdächtiger Äußerungen kritisiert wurden: sie stellen sich hin und erklären: "Ich bin kein Nazi". Viele fallen darauf rein und denken dann, dass der Betreffende OK wäre. Aber die richtige Antwort auf so etwas lautet: "Gut, du bist kein Nazi - aber du hast hier (Quelle 1) und da (Quelle 2)....rassistische/antisemitische/sozialdarwinistische Äußerungen von dir gegeben." Die meisten verstummen dann, einige reagieren mit Ausflüchten. Dann muss man dranbleiben und die Ausflüchte als solche bezeichnen. Am besten klappt diese Verteidigungsstrategie natürlich, wenn die Leute gleich (z.B. durch übereifrige Antifa-Mitglieder) als Nazis bezeichnet wurden.

Daher bin ich gegen einen inflationären Gebrauch des Begriffes "Nazi".

Nicht vergessen sollte man die wenigen Fälle (sie sind selten, aber es gibt sie), in denen jemand missverstanden wurde. Mit anderen Worten: jemand hat eine Äußerung getätigt, die auf den ersten Blick antisemitisch klingt, aber so nicht gemeint war. Durch konkretes Bennenen der Vorwürfe, wie oben beschrieben, gibt man diesen Leuten die Chance, ihr dummes Statement geradezurücken. Inwiefern sich das von Ausflüchten unterscheidet, kann man pauschal nicht sagen; hier kommt es auf den Einzelfall an.

Stadtsparkasse Herdecke: Abmahnung als Mobbing?

In mehreren Weblogs (u.a. Lawblog, Sven und Jens) ist derzeit die Stadtsparkasse Herdecke Thema. Der Grund: eine 59jährige Mitarbeiterin, die seit 36 Jahren ohne Tadel dort beschäftigt ist, hat eine Abmahnung erhalten. Beim Saeubrenner stand:
Das Schreiben informierte die Inhaber von Privatgirokonten über Leistungs- und Preisveränderungen ab dem 1. April 2006. Darin heißt es: "Die vielfältigen Leistungen diese Kontos . . ." anstatt "dieses Kontos".
Der harmlose Schreibfehler, das fehlende "s", wurde von einem Kunden bemerkt und muss diesen so aufgeregt haben, dass er zum Telefonhörer griff, um sich über den "grammatikalischen Stil" der E-Mail zu beschweren. Der Sparkassenvorstand reagierte daraufhin prompt - und wenig gelassen.Unter dem Datum 5. April erteilte er Marianne S., die das Schreiben gegenzulesen hatte und den Fehler übersah, eine "Abmahnung". Darin heißt es vorwurfsvoll: "Der Imageschaden, der der Sparkasse durch solch einen Mangel im Kundenverkehr entstanden ist, lässt sich schwer beheben."
[...]Und weiter: "Wir fordern Sie daher auf, künftig größere Sorgfalt walten zu lassen. Mit Nachdruck weisen wir Sie darauf hin, dass wir den dargestellten Sachverhalt nicht dulden, sondern ausdrücklich missbilligen. Für den Fall, dass künftig ein ähnlicher Vorfall bekannt wird, weisen wir darauf hin, dass der Bestand Ihres Arbeitsverhältnisses gefährdet ist."

Eine Abmahnung nach 36 Jahren wegen eines läppischen Schreibfehlers - das ist kaum zu glauben. Auch wenn ein Kunde - und sei es ein sehr wichtiger - wütend zum Telefon griff, so müßte dem Sparkassenvorstand doch klar sein, dass eine Abmahnung nur bei vorsätzlichem Fehlverhalten möglich ist, wovon hier keine Rede sein kann. Wie Jens vermute ich daher, dass mehr dahinter steckt: vermutlich will man die Mitarbeiterin loswerden. Zum einen könnte geplant sein, die Stelle zu streichen, zum anderen könnte es sein, dass die Chefs lieber eine junge, blonde Sekretärin mit großer Oberweite haben wollen. Da man die langjährige Mitarbeiterin aber kaum auf normalem Wege kündigen kann, versucht man es auf dem Weg durch Mobbing (genauer gesagt: Bossing (Mobbing durch Vorgesetzte). Daher finde ich die von Sven gebrauchte Bezeichnung "besonders schäbiges Verhalten" durchaus angemessen.

Dem Fazit der bei Saeubrenner u.a. zitierten Westfalenpost schließe ich mich ebenfalls an:
[…] Zum Prozess am 12. Juni um 10.45 Uhr vor dem Hagener Arbeitsgericht, haben sich schon zahlreiche TV-Sender und Journalisten aus dem ganzen Bundesgebiet angesagt. Der Imageschaden, der der Stadtsparkasse Herdecke durch das maßlos überzogene Verhalten ihres Vorstands und der öffentlichen Diskussion darüber vor Gericht entstehen könnte, wäre dann wirklich schwer zu beheben.

Sicherlich wird diese Geschichte zu einigen Kündigungen von Kundenkonten führen. Hoffentlich bekommen die Vorstände, die diese Abmahnung verbrochen haben, dann von der Stadt Herdecke (als Eigentümerin der Stadtsparkasse) eins auf den Deckel.

Nachtrag: Laut einem Kommentar in Svens Weblog, der vom Autor der Originalmeldung der "Westfalenpost" stammt, scheint es sich hier nicht um Mobbing zu handeln. Eine andere Person, die mit der Email befaßt war, wurde ebenfalsl abgemahnt, hat es aber offenbar geschluckt (was ich persönlich für keine gute Idee halte - aber das nur am Rande bemerkt). Die beiden Vorstände der Stadtsparkasse haben inzwischen die Abmahnung aus der Personalakte entfernt, steht im o.g. Kommentar weiterhin.

Wie der Kommentator bin auch ich gespannt, ob es nun Konsequenzen für die Vorstände gibt. Denn diese Abmahnung war meiner Ansicht nach eine massive Überreaktion und hat das Ansehen der Stadtsparkasse massiv geschädigt.

6.6.06

Ein wahrhaft finsteres Datum

Christliche Zahlenmystiker haben es erfaßt: das heutige Datum enthält die berühmte "666", die Zahl des Tiers. Welch finsteres Datum! Wahrlich, ich erschauere!

Und was macht man als Asatru an diesem "satanischen Datum"? Ganz einfach: man geht nach Frankfurt auf den Wäldchestag. Das mit der "Zahl des Tiers" überlasse ich gerne den Christen, "Antichristen", Satanisten etc. - oder wer sonst sich dazu berufen fühlt - und wünsche viel Spaß! Naja...zur Feier des Tages habe ich gerade den alten Gothic-Clubklassiker "See you in Hell" von Suicide Commando in meinem iTunes entdeckt und lasse es laufen :-)
"End of an Era" - Freude und Wehmut zugleich

Auf dem Pfingstercon konnte ich - dank eines mir ausgeliehenen Notebooks - meine neueste DVD anschauen: "End of an Era" von Nightwish. Hierzu habe ich mich auch in meinem LastFM Journal geäußert; und in Kürze werde ich es rezensieren. Mein erster Eindruck. Freude über die gelungene Aufnahme, die sowohl künstlerisch als auch technisch einwandfrei ist - und Trauer, weil es diese Band in dieser Besetzung nie mehr geben wird...
Vom Odenwald nach Kölle und zurück

Dieses Blog ist in den letzten Tagen recht ruhig gewesen. Der Grund ist sehr einfach: ich war auf dem Pfingstercon in Scharbach/Odenwald. Die Landschaft ist herrlich dort - das Wetter war, wie letztes Jahr, recht durchwachsen und weniger herrlich... Der Con selbst war super wie immer. Es gab einige neue FOLLOW-interne Entwicklungen, die mich überrascht haben.

Leider musste ich den Con unterbrechen, um nach Köln zu düsen, zum ColoniaCon, genauer: zur jährlichen Mitgliederversammlung der PRFZ. Es war spannend, da ein Antrag auf Vereinsauflösung (!) auf dem Tisch lag - aber der wurde abgelehnt. Die PRFZ lebt weiter, es gibt einen neuen Vorstand. Weiteres sicher in Kürze auf der PRFZ-Website; ich will nicht alles vorwegnehmen.

1.6.06

Der Kunde ist König - was bedeutet das?

Als Dienstleister habe ich mir über das Verhältnis zum Kunden Gedanken gemacht. Dabei bin ich auf einen Wahlspruch gestoßen, der vor Jahren als Slogan durch die Medien geisterte: "Der Kunde ist König". Ich habe mir diesen Wahlspruch zu eigen gemacht.

Viele werden jetzt denken, dass ich alles tue, was der Kunde mir sagt. Dem ist aber nicht so. Bei "König" denke ich nämlich an eine konstitutionelle Monarchie., nicht an eine absolute. In einer konstitutionellen Monarchie muss auch der König sich an gewisse Regeln halten.

Man könnte men Motto auch so zusammenfassen: Bei mir ist der Kunde König - aber nicht Führer und Reichskanzler.