9.12.08

Arnaldur Indridason, Codex Regius

Wenn man wegen Grippe im Bett liegen muss, hat das einen Vorteil: man kommt zum Lesen.

Codex Regius

Der Codex Regius (oben ein Faksimile, das im Museum Landsbokasafn in Reykjavik ausgestellt ist) ist das Thema des gleichnamigen Thrillers aus der Feder von Arnaldur Indridason, der sich in Deutschland bisher vor allem als Krimiautor (Reihe um den Kommissar Erlendur) einen Namen machte.

Im Gegensatz zu Indridasons bisherigen Romanen spielt "Codex Regius" an mehreren Stellen in Mitteleuropa, vor allem aber in Kopenhagen. Dies ist aber logisch, da das Buch im Jahre 1955 spielt und zu diesem Zeitpunkt der Codex Regius sich noch in der dänischen Hauptstadt befand.

Die Handlung: der junge isländische Student Valdemar, dessen Spezialgebiet die alten isländischen Handschriften sind, will in Kopenhagen sein Studium bei einem Professor aufnehmen, der als Experte für eben diese Handschriften weltweit geachtet ist. Dieser Professor erweist sich zunächst als kratzbürstig, nimmt aber Valdemar letzten Endes mit auf einer Suche nach den fehlenden acht Seiten, die er aufgespürt zu haben glaubt. Doch auch ein nach Südamerika geflohener Altnazi und dessen Sohn sind hinter den Seiten her. Und auch der Codex Regius ist nicht dort, wo Valdemar ihn zu wissen glaubt. Daher entspannt sich kurz darauf eine abenteuerliche Jagd quer durch Mittel- und Nordeuropa, die für Valdemar und seinen Mentor so manche Überraschung bereithält.

"Codex Regius" ist ein sehr spannender Thriller (ein Touch von Dan Brown mit einem Schuss Indiana Jones), den ich quasi in einem Zug durchgelesen habe. Die Nachkriegszeit ist gut beschrieben, historische Ereignisse mit Bezug zu Island (etwa der Nobelpreis für Haldor Laxness 1955) sind gut in die Handlung eingebaut. Arnaldur Indridason hebt die kulturhistorische Bedeutung des Codex Regius für Island, ja für die ganze Welt, deutlich hervor. Ebenso deutlich spricht er sich gegen den Mißbrauch des Codex Regius durch NS-Esoteriker aus. Der einzige Mangel, den ich finden konnte, ist die Charakterisierung der "Bösen"; diese ist für meinen Geschmack etwas zu flach ausgefallen. Insgesamt halte ich "Codex Regius" für empfehlenswert und interessant alle, die mal einen etwas anderen Thriller lesen wollen (es müssen nicht immer Bundesladen, heilige Grale oder die Erblinie des Herrn J.v.Nazareth sein).

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