23.4.10

Google Street View erfaßt private WLANs: ein Skandal?

Gestern erschien folgende Meldung auf heise.de:
Wieder Wirbel um Street View: Deutsche Datenschützer erheben weitere Vorwürfe gegen Google. Der Suchmaschinen-Riese registriere für das ohnehin schwer umstrittene Street-View-Projekt auch private Funknetze, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar und des Datenschutzbeauftragten des Bundes, Peter Schaar, vom heutigen Donnerstag. Die Datenschützer fordern den "sofortigen Ausbau der WLAN-Scanner aus Google-Street-View Fahrzeugen". Caspar hält die Erfassung für "rechtswidrig".
Viele Medien stießen in ihren Meldungen in ein ähnliches Horn. Besondere Aufregung gab es, weil diese Erfassung angeblich "heimlich" geschehen sei.

Interessanterweise vertrat ein Artikel von Konrad Lischka auf SpOn eine andere Ansicht. Zuerst einmal sei Googles Erfassung von WLANs gar nicht heimlich:
Dass Googles Street-View-Autos auch die Position von Mobilfunkmasten und W-Lan-Hotspots erfassen können, ist seit 2008 bekannt. Da konnte man das bereits in Blogs lesen und auf Flickr sehen.
Außerdem erwähnt Lischka ein Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts, in dessen Rahmen 2008 ein 25km² großes Gebiet in Nürnberg auf WLANs untersucht wurde. Damals hat kein Datenschützer gegen diese Erfassung protestiert. Darüber hinaus ist seit 2008 in Deutschland (und anderen Ländern) die Firma Skyhook Wireless aktiv, erfaßt WLAN-Hotspots und Mobilfunk-Sendemasten und bietet diese Daten anderen Firmen an, damit diese darauf Positionsbestimmungen aufbauen können. Eine solche Positionsbestimmung ist z.B. im iPhone eingebaut. Auch gegen SkyHooks Tätigkeit hat meines Wissens nach niemals ein Datenschützer protestiert.

Google sammelt an Daten über WLANs lediglich MAC-Adresse, Position sowie den Namen (letzteren kann der Betreiber frei wählen). Die Namen veröffentlicht Google nicht, und MAC-Adresse und Position sind keine personenbezogenen Daten.

Ich halte die Kritik der Datenschützer an Google in diesem Fall für nicht gerechtfertigt. Ich habe den Eindruck, dass die "Verwerflichkeit" in diesem Fall vor allem daraus resultiert, dass Google die Daten sammelt (anders ausgedrückt: dass es sich um "Google-Bashing" handelt). Bei den oben erwähnten Projekten des Fraunhofer-Instituts sowie bei SkyHook hat niemals jemand protestiert. Insofern sehe ich hier keinen Grund zur Aufregung.

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