21.5.05

Neue Theorie: Supernova löste Artensterben aus

Wie wir heute wissen, verlief die Evolution auf der Erde nicht immer geradlinig. Im Gegenteil: im Laufe der Erdgeschichte kam es immer wieder zu Katastrophen, denen der Großteil der aktuellen Arten zum Opfer fiel. Die berühmteste davon ist mit dem Aussterben der Dinosaurier vor etwa 65 Millionen Jahren verbunden, was die meisten Forscher heutzutage durch den Einschlag eines Asteroiden im Golf von Mexico erklären, eventuell verbunden mit dem Ausbruch eines "Supervulkans" im heutigen Indien.

Aber nicht alle Artensterben der Erdgeschichte können durch Asteroideneinschläge erklärt werden. Vor 440 Millionen Jahren etwa fand ein Artensterben statt, dem vor allem Arten zum Opfer fielen, die sich knapp unterhalb der Meeresoberfläche aufhielten, etwa die Trilobiten. Die in der Tiefsee lebenden Arten waren dagegen kaum betroffen. Dies läßt sich mit dem Einschlag eines Asteroiden und seinen Folgen nur schwer in Einklang bringen.

Wie GEO berichtet, hat ein Team um den Forscher Adrian Melott an der Universität Kansas nun eine neue Theorie aufgestellt: eine (relativ) erdnahe Supernova-Explosion soll die Ursache dafür gewesen sein. Von Supernova-Explosionen ist neuerdings bekannt, dass sie vor allem in der Richtung der Rotationsachse des explodierenden Sterns besonders viel Strahlung abgeben, darunter auch Röntgen- und Gammastrahlung. Sollte die Erde damals in der Richtung der Rotationsachse einer Supernova gestanden haben, so hätte der damit verbundene Gammastrahlenschauer vor allem die Lebewesen knapp unterhalb der Wasseroberfläche getötet, die Lebewesen in der Tiefsee wären dagegen, abgeschirmt durch die Wasserschichten über ihnen, verschont geblieben.

Ich halte diese Theorie für durchaus plausibel, und habe mir auch Gedanken gemacht, ob man eventuell den Überrest jener Supernova noch finden könnte; schließlich hinterlassen Supernovae gelegentlich Neutronensterne oder Schwarze Löcher. Aber das halte ich für so gut wie ausgeschlossen. Denn auch Sterne bewegen sich. Seit dem damaligen Artensterben (vor 440 Millionen Jahren) hat die Sonne etwa zweimal das Zentrum der Milchstraße umkreist. Um also einen potenziellen Supernova-Überrest zu finden, müßte man die Position vieler der über hundert Milliarden (!) Milchstraßensterne um 440 Millionen Jahre zurückrechnen, und das ist mit dem heutigen Wissen ausgeschlossen. Dagegen wäre es eventuell möglich, auf anderen Himmelskörpern des Sonnensystem in entsprechend alten Gesteinsschichten Spuren jenes Strahlungsschauers zu finden, denn die Planeten und Monde müssen damals ebenfalls der Supernovastrahlung ausgesetzt gewesen sein.