21.5.05

Chicago: Orte der Kriminalität visualisiert

Die Polizei von Chicago informiert neuerdings auf einer eigenen Website umfassend über die polizeilichen Maßnahmen und Vorfälle in Chicago. Allerdings fand ein Journalist, dass die Informationen teilweise etwas unanschaulich aufbereitet sind. Mit Hilfe von Google Mapping hat er dem Abhilfe geschaffen und hat nun die Website "Chicago Crime" kreiert, auf der man unter anderem die gemeldeten Straftaten über einen Stadtplan anzeigen kann. Es ergeben sich durchaus interessante Schwerpunkte.

Natürlich ist ein solches Projekt eine zweischneidige Sache, wie Telepolis-Autor Florian Rötzer richtig anmerkt:
Aber natürlich bieten solche Karten auch andere Einsichten. Wer wissen will, wo Drogen gehandelt werden, Glücksspieele stattfinden, man eine Waffe kaufen kann oder es einen Straßenstrich gibt, wird ebenfalls fündig. Jugendliche, die neugierig sind und etwas erleben wollen, können so auch schon vorab die Wahrscheinlichkeit steigern, das gewünschte Abenteuer zu finden. Und natürlich ist das städtische Zentrum auch das Zentrum der Vergehen. Je weiter man in die Vororte geht, desto weniger Meldungen gibt es. Das könnte möglicherweise auch für Straftäter eine Orientierung sein, ihren Aktionsraum zu erweitern oder zu verlagern, um der Konkurrenz zu entgehen.

Wie so vieles also sind auch solche Datenbanken dual-use. Die Folgen lassen sich nicht wirklich absehen, aber wo die Daten vorhanden sind, führen sie nicht nur zu neuen Kenntnissen, sondern auch zu neuen Verhaltensweisen.

Wie diese neuen Verhaltensweisen aussehen, wird sich aber erst im Laufe der Zeit zeigen, da bisher nur Daten ab Anfang 2005 verfügbar sind und das Webprojekt erst vor ein paar Tagen online ging.

Ich fände es gut, wenn sich deutsche Großstädte hieran ein Beispiel nehmen würden.

1 Kommentare:

Blogger Martin meinte...

Vor einiger Zeit erstellte das "Hamburger Abbendblatt" mal einen Atlas der Wohnqualität der verschiedenen Stadtteile. Eine der Karten beschäftigte sich mit der Kriminalität. Obwohl ein Raster auf Stadteilgröße extrem grob und das Raster der Straftaten sehr pauschal war, fand ich den Kriminalitätsstadtplan hochinteressant. Es zeigte sich z. B., dass die "schlechten", sprich armen, Stadtteile nicht automatisch die Hochburgen der Kriminalität sind. Oder das das Risiko eines "Normalbürgers" auf St. Pauli einer Straftat zum Opfer zu fallen, vernachlässigbar gering ist - für ein "Rotlichtviertel" ist "die Meile" geradezu ein Muster an Sicherheit. Andererseits sieht es in manchen "gutbürgerlichen" Vierteln gar nicht so "solide" aus, wenn man sie mal unter der Lupe der Kriminalstatik ansieht.

Ich halte deshalb einen Kriminalitäts-Stadtplan wie in Chicago trotz einiger Bedenken für im Sinne der Information und Aufklärung für nützlich. (Das Problem, dass Versicherungen und Kreditinstitute anhand der Adresse Kunde diskriminieren könnten, stellt sich nicht, weil diese das anhand eigenen Daten schon längst praktizieren. ;( )

MM

11:19 AM  

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