21.4.06

Email vom Anwalt


Über eine gar seltsame email berichtet Frau Schnatterliese:
Sie schruben mir heute eine Mail, in der Sie mir verrieten, dass Sie einen Mandanten betreuen, der sich darobselbst, vom mir, ebenalls darobselbst, - ich zitiere Sie da mal - ?persönlich verunglimpft und beleidigt? fühlt. Das ist Ihnen, oder Ihrem Mandanten wohl über Ostern eingefallen, weil das Wetter so scheisseschlecht war, denn unter uns (und wir sind hier nahezu unter uns) die von IHnen angeprangerte angebliche Initialverunglimpfung und Ursprungsbeleidigung IST ZWEI JAHRE ALT und schlimmer noch es handelt sich um den Kommentar eines anderen Bloggers auf einen Kommentar auf einen Kommentar auf einen Kommentar auf einen Kommentar (undsoweiterundsofort ?) eines Beitrages meiner Wenigkeit, der sich im Grundsatz um die Notwenigkeit herumdrehte, welche ich damals sehr dringend empfand, mit der neuesten Mode zu gehen, jeden noch so bekloppten Unfug mitzumachen und sich einen jüngeren Liebhaber (wie Madonna, Demi Moore und andere) zuzulegen. Wie gesagt, heute vor zwei Jahren minus einen Monat, auf das Datum genau und noch nicht mal von mir geschrieben. Jessas.

So. Und nun hat Ihr Mandant, nach zwei Jahren und ungeachtet des Umstandes, dass das Corpus Delicti, das Blog, seit nunmehr einem Jahr geschlossen ist, ich blogge ja nun hier in meinem eigenen Haus, festgestellt, dass über die Verunglimpfung und Beleidigung hinaus auch noch seine vitalen geschäftlichen Interessen berührt seien. Sehen Sie, ich sehe das so, wenn die vitalen geschäftlichen Interessen Ihres Mandanten durch EINEN Kommentar in einem ZWEI Jahre alten Posting in einem Blog, das seit EINEM Jahr geschlossen ist, bedroht sind, also wenn das wirklich so ist, dann sehe ich schon ein wenig schwarz für Ihren Mandanten.
Der Frage kann ich mich nur anschließen. Ich habe keine Ahnung, welcher Kommentar das war, denn Frau Schnatterliese hat ihn gelöscht, und ich habe ihr Blog vorher nicht gekannt. Aber es entbehrt nicht einer gewissen Lächerlichkeit, nach zwei Jahren (!) eine solche Sache zu reklamieren, zumal sie nur in einem Kommentar steht.

In meinem Freundeskreis hat sich ein ähnlicher Fall zugetragen; dabei geht es um einen Verein, in dem ich früher Mitglied war. In jenem Verein war einer meiner Freunde Mitglied; nennen wir ihn X - Namen tun nichts zur Sache. X schrieb im November 2004 in einem Internetforum einen Kommentar, in dem er die Person Y heftig kritisierte (m.E. zwar heftig, aber noch mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung zu vereinbaren). Zu jenem Zeitpunkt war Y aus dem Verein ausgetreten, aber er trat im Laufe des Jahres 2005 wieder ein. Im Januar 2006 nun stellte X eine Anfrage an den Vereinsvorstand, und in seiner Antwort kritisierte der Vorstand X heftig wegen seines Postings über Y. Zwischen den beiden Ereignissen liegen, wie man leicht nachrechnen kann, 15 Monate. Was ich mich frage: wenn X's Kommentar so schlimm ist, warum hat Y nicht selbst versucht, den Kommentar aus dem Forum entfernen zu lassen? Meiner Ansicht nach ist das Ansinnen des Vorstandes genauso lächerlich.

Was ich übrigens noch grotesker finde, ist die Aufforderung des Anwalts an Frau Schnatterliese, den "bösen" Kommentar aus dem Google-Cache löschen zu lassen. Meiner Meinung nach ist für den Google-Cache alleine die Firma Google verantwortlich. Soviel ich weiss, hat Frau Schnatterliese nie darum gebeten, dass der Kommentar von Google gecached wird. Warum also sollte sie die Löschung beantragen?