4.6.04

Russendisko und warum sie mich nicht nervt

Kürzlich las ich in Andreas Weblog Reisenotizen aus der Realität einen Beitrag mit dem schönen Titel "vögel, hunde, wolken und warum sie mich so nerven", in dem es um den beklagenswerten Zustand der deutschen Gegenwartsliteratur ging. Dem Beitrag kann ich inhaltlich 100% zustimmen. Aber heute im Wartezimmer beim Arzt habe ich ein Buch gelesen, dessen Autor eine Ausnahme darstellt. Das Buch heißt "Russendisko", verfaßt wurde es von Wladimir Kaminer. Von den von Andrea (zu Recht) bemängelten Krankheiten ist in dem Buch nichts zu merken; Wladimir Kaminer schildert seinen Alltag im heutigen Berlin sowie seine Vergangenheit (in Rußland resp. der Sowjetunion - Wladimir Kaminer ist gebürtiger Russe) mit einer gehörigen Portion Ironie inclusive Selbstironie, wobei das meiste sehr hintergründig ist. Hier als Beispiel für den Kaminerschen Humor ein Auszug aus "Meine Frau allein zu Haus":

Meine Olga ist ein mutiger Mensch. [...] In der achten Klasse bekam sie, als diejenige mit den besten Noten, eine Belohnung. Sie wurde zu einer Besichtigungstour mit dem Hubschrauber auf die kleine Insel Iturup geflogen. Kurz nach ihrer Ankunft fand dort der Ausbruch des berühmten Vulkans Iturup statt, an dem sie aktiv teilnahm. Das hieß, mit den dort lebenden Fischern zusammen um die Insel herumlaufen und schreien.

Gäbe es nur mehr Autoren wie Wladimir Kaminer in Deutschland!