14.3.05

Filme mal andersrum

Die Kaltmamsell hat ein interessantes Gedankenexperiment durchgespielt: einen Film mit vertauschten Geschlechterrollen zu besetzen. Sie hat es am Beispiel von "Good Will Hunting" durchexerziert.

Ich finde die Idee witzig, und auch mir gehen ein paar Filme durch den Kopf:

Der Herr der Ringe: Sowohl das Buch als auch der Film enthalten nur sehr wenige weibliche Charaktere. Mit einer Invertierung wird das schlagartig anders. Nun herrscht akuter Männermangel. Der Plot (ich lege mal den Film zugrunde):
Bilba Beutlin feiert ihren 111. Geburtstag und benutzt den Ring, um zu verschwinden. Die Hexe Gandalfine bequatscht sie, den Ring an ihre Nichte Froda zu übergeben.
Bis hierher paßt es.

Kurze Zeit später. Froda tritt zusammen mit Sam (ja, dieser Name geht auch für Frauen, als Kurzform für Samantha - in diesem Fall Samantha Gamdschie) auf die Reise, um den Ring nach Bruchtal zu bringen. Unterwegs treffen sie Merrina und Pippa, müssen sich vor Bäuerin Maggot in acht nehmen und machen Bekanntschaft mit den Schwarzen Reiterinnen.
Bei den Schwarzen Reitern ist das Geschlecht eigentlich egal, man sieht sowieso nur die Umhänge. Und bis hierher funktioniert der Plot wie gehabt.

In Bree treffen die vier Streicherin alias Aragorna, Prinzessin von Gondor. Nach einigen Kämpfen erreichen sie Bruchtal.
Witzig: hier tauschte Peter Jackson die Figur Glorfindel (männlich) gegen Arwen (weiblich). Nehmen wir also Glorfindel, der Froda rettet und dann den Schwarzen Reiterinnen eine "Spülung" verpaßt.

Der Rat von Elronda besteht nur noch aus Frauen, die sich prompt in die Haare kriegen, weil Gimla, die Zwergin, Bemerkungen über Legola macht.
Bei Legolas würde sich die Geschlechtsumwandlung nur ganz minimal auswirken :-). Aber der Streit dürfte bei Frauen unter sich wesentlich heftiger ausfallen, die DIskussionen länger dauern.

Gleichzeitig verliebt sich Aragorna in Glorfindel.
Ungewohnt; die Frau zieht aus, die Welt zu retten, und der Mann bleibt in Bruchtal zurück. Aber warum nicht? Ungewohnt ist kein Grund, es nicht zu tun.

Die "Fellowship", bestehend aus Froda, Sam, Pippa, Merrina, Aragorna, Legola, Gimla, Boromia und Gandalfine, bricht auf. Gandalfine fällt in den Minen von Moria (nein, das Geschlecht von Ortschaften wird nicht geändert :-) ) einem weiblichen Balrog zum Opfer
Die Szene sähe wohl anders aus. Das "Du kannst nicht vorbei" würde eine Frau anders formulieren.

Machen wir es kurz: der Rest vom ersten Film würde keinen großen Unterschied machen.

Das einzige, was sich ändern würde, wäre aber das Verhalten im zweiten Film. Eine Sarumania würde anders handeln als ein Saruman, und eine Saurona anders als ein Sauron, insbesondere was die militärischen Aktionen betrifft. Das ergäbe im Endeffekt eine ganz andere Handlung. Bei der Handlungsebene Froda-Sam-Golluma bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob es beim Alten bliebe. Und die Riesenspinne Kankro (oder englisch: Helob statt Shelob) wäre sicher witzig :-)

Krieg der Sterne (Teil IV): Lucy Skywalker zieht los, um den Prinzen Lei zu befreien. Unterstützt von Hanna Solo, Chewbacca (bei Wookies kann man das Geschlecht nur schwer bestimmen) und Obine-Wanna Kenobi. Die Roboter sind geschlechtslos (da Maschinen) und bleiben unverändert. Dartha Vader würde allerdings vermutlich etwas heimtückischer handeln als Darth Vader. Ansonsten würde die Filmhandlung gut funktionieren, auch wenn es ungewöhnlich ist, dass eine Frau einen Prinzen befreit. Aber: siehe oben.

Witzig würde es aber bei Episode V: Das Imperium schlägt zurück, wenn es dann am Ende heißt:

Ich bin deine Mutter, Lucy!

Dracula (von Coppola): Das "Vampir beißt Frau" hat eine so eindeutig erotische Komponente, das würde invertiert nicht mehr funktionieren (bzw. es wäre eine andere Art von Erotik), damit würde sich die Handlung erheblich ändern. Ein weiblicher van Helsing würde sich auch anders verhalten.

Oder mal eine Fernsehserie hernehmen: Buffy. Hier würde der Plot der Serie sich komplett verändern. Ich merke gerade, dass Buffy auf in unserer Kultur vorhandenen Geschlechterrollen aufbaut. Invertiert ergäbe sich eine ganz andere Serie.