29.12.05

"Brot statt Böller" - ein fragwürdiger Slogan

Bereits seit Jahrzehnten läuft jedesmal zum Jahresende die Spendenaktion "Brot statt Böller". Die Aktion fordert dazu auf, auf das Silvesterfeuerwerk zu verzichten und das dadurch gesparte Geld an eine Hilfsaktion zu spenden, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen.

Mir mißfällt dieser Slogan bereits seit Jahren, und ich bin nicht der einzige, wie dieser Eintrag bei MM zeigt. Dort ist endlich ausformuliert, warum "Brot statt Böller" eher kontraproduktiv ist:

. "Brot statt Böller" suggeriert einen kausalen Zusammenhang zwischen Silvesterfeuerwerk einerseits und dem Hunger in der Welt andererseits - ein Zusammenhang, der nicht existiert. Genausogut könnte man "Brot statt Weihnachtsbäume" oder "Brot statt Handies" fordern. Der Hunger in der Welt hat vielmehr seine Ursache in der ungerechten wirtschaftlichen und politischen Ordnung der Welt. Auf Dauer wird man den Hunger nur bekämpfen können, indem man diese Ordnung ändert. Man wird den Hunger nicht beseitigen können, indem man etwa (im Extremfall) das Silvesterfeuerwerk abschafft.

- Die Aktion "Brot statt Böller" geht mit einem moralischen Zeigefinger und einer lustfeindlichen Leidensmiene daher, also einer negativen Atmosphäre. Dies ist nicht geeignet, den Spendenwillen zu fördern. In allen Kulturen der Welt gehört Feiern dazu, und eine solche Feier kann auch darin bestehen, an Silvester ein paar Raketen in die Luft zu jagen. Andere Kulturen feiern den Jahresbeginn anders, aber teilweise nicht weniger aufwändig.

Insgesamt wäre es meiner Meinung nach besser, man würde die Aktion "Brot statt Böller" in Zukunft unterlassen.