6.9.05

Arbeitsplatzvernichtung mit Steuergeldern

In der heutigen Zeit, wo immer mehr Arbeitsplätze abgebaut werden, sollte man erwarten, dass jede Gemeinde froh ist, wenn jemand in ihr Arbeitsplätze schafft. Aber es gibt Ausnahmen. Mir ist ein Fall zu Ohren gekommen, in dem eine Gemeinde sogar Geld aufwendet, um aktiv Arbeitsplätze zu vernichten.

Der Fall spielt sich ab im ehemaligen Munitionsdepot Molzau, gelegen auf der Gemarkung der Gemeinde Philippsburg, mitten im Wald. Das Munitionsdepot diente über 30 Jahre lang der Bundeswehr bzw. der U.S. Army als (wie der Name schon sagt) Munitionsdepot. Folglich befinden sich auf dem Grundstück mehrere Munitionsbunker - und ein Rundweg, der einige dieser Bunker miteinander verbindet.

Nach der Wiedervereinigung gaben Bundeswehr und U.S. Army den Standort Molzau auf, das Gelände (immerhin etwa 400 x 500 m!) fiel an die Bundesvermögensverwaltung. Die Gemeinde Philippsburg hatte das Vorkaufsrecht, doch sie lehnte es zweimal ab, das ehemalige Munitionsdepot zu erwerben. Lange Zeit fand sich kein weiterer Käufer. Doch dann verkaufte die Bundesvermögensverwaltung das Gelände an die Firma Köhl Pyrotechnik, denn Munitionsbunker sind wunderbar geeignet zur sachgemäßen Lagerung pyrotechnischer Materialien. Von dieser Lagerungsmöglichkeit macht auch die Firma Art & Fire Andreas Klein Gebrauch (bzw. sie ist darauf angewiesen). Weiterhin ist auf dem Grundstück die Hundepension Brecht angesiedelt - dort im Wald stören die Hunde niemanden.

Nun kam aus unerfindlichen Gründen jedoch auf einmal der Gemeinderat von Philippsburg auf die Idee, dass man aus dem o.g. Rundweg eine wunderbare Skaterbahn machen könnte. Zu diesem Zweck müßte man zwar die Bunker alle mühsam entfernen (was mit nicht unbeträchtlichen Kosten verbunden wäre) aber das scheint dem Gemeinderat egal zu sein. Im Gegenteil: gegenwärtig laufen Bestrebungen, das Gelände der Fa. Köhl Pyrotechnik wegzunehmen via Enteignung. Geschätzte Unkosten (inclusive Bunkerrückbau, Umgestaltung etc.): ca. vier Millionen Euro! Der wirtschaftliche Nutzen der Skaterbahn: fraglich.

Eine Verstaatlichung würde bedeuten, dass drei Firmen (Köhl Pyrotechnik, Art & Fire, Hundepension Brecht) ihren Geschäftsbetrieb einstellen müßten. Das wiederum würde den Verlust von 48 (in Worten: achtundvierzig) Arbeitsplätzen bedeuten - während die Skaterbahn vermutlich keinen Arbeitsplatz schafft.

Fassen wir zusammen: der Gemeinderat von Philippsburg plant die Vernichtung von 48 Arbeitsplätzen - und setzt dazu ca. vier Millionen Euro ein!

Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte.

Nachtrag 9.9.2005: Der zur Gemeinde Philippsburg gehörende Wald umfaßt 5000 ha. Dort wäre bestimmt an einer anderen Stelle Platz für eine Skaterbahn, so dass das Argument "Es gibt keinen anderen Platz" meiner Meinung nach nicht zieht.

1 Kommentare:

Anonymous Anonym meinte...

Hat schon mal jemand dran gedacht, damit an die Presse zu gehen?

4:55 PM  

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