10.9.03

Tolkien und der Ariernachweis

Soeben gefunden habe ich einen Briefwechsel aus dem Jahre 1938, in dem Tolkien ganz unmittelbar mit dem Thema Rassismus konfrontiert wurde. Tolkiens Verlag Allen & Unwin hatten mit dem Verlag Rütten & Loening (Potsdam) die Veröffentlichung einer deutschen Obersetzung des Hobbit ausgehandelt. Rütten und Loening schrieben nun an Tolkien, um zu fragen, ob er "arischer Abstammung" sei. Tolkien schrieb daraufhin folgendes an seinen Verleger:

"Ich muß sagen, daß der beiliegende Brief von Rütten und Loening ein starkes Stück ist. Muß ich mir diese Unverschämtheit wegen meines deutschen Namens bieten lassen, oder müssen nach ihren Wahnsinnsgesetzen alle Menschen aus allen Ländern ein Zeugnis über ihre arische Abstammung beibringen?

Meinerseits wäre ich geneigt, jede solche Bestätigung zu verweigern ... und auf die deutsche Übersetzung zu pfeifen. In jedem Fall würde ich es strikt ablehnen, eine solche Erklärung im Druck erscheinen zu lassen. Ich betrachte das (wahrscheinliche) Nichtvorhandensein jüdischen Bluts nicht unbedingt als eine Ehre; ich habe viele jüdische Freunde und würde es bedauern, irgendeinen Grund zu der Auffassung zu geben, daß ich dieser ganz und gar bösartigen und unwissenschaftlichen Rassenlehre beipflichte (...)"


Und an den Verlag Rütten & Loening antwortete Tolkien:

"(...) Leider ist mir nicht deutlich, was Sie mit arisch meinen. Ich bin nicht von arischer, nämlich indo-iranischer Abkunft, denn soweit mir bekannt sprach keiner meiner Vorfahren Hindustani, Persisch, die Zigeunersprache oder einen der verwandten Dialekte. Wenn ich Sie aber so verstehen darf, daß Sie wissen möchten, ob ich von jüdischer Abstammung bin, so kann ich nur erwidern, da ich es bedaure, offenbar keine Vorfahren aus diesem begabten Volke zu haben. (...)"

Gut gekontert! Merke: konfrontiere niemals einen Sprachwissenschaftler mit ariosophisch-rassistisch verdrehten Begriffen und ähnlichem Müll, denn dieser durchschaut das sofort und schlägt dir selbige Begriffe links und rechts um die Ohren.

Anmerkung: angesichts dieser projüdischen Einstellung sahen Rütten & Loening von einer Veröffentlichung des Hobbit ab, worüber Tolkien nicht böse war. Der Hobbit erschien erst 1957 auf deutsch.

(gefunden auf Elronds Haus )