9.9.03

Babylon 5: eine brandaktuelle SF-Serie

Ende der Achtziger Jahre konzipierte der amerikanische Autor J. Michael Straczynski die Fernsehserie Babylon 5. In der durchgehenden Handlung (dem berühmten "Story Arc") gibt es auch eine wichtige politische Komponente.

Babylon 5 ist eine Raumstation der "Earth Alliance" (Erdallianz), eines Bundes mehrerer von Menschen besiedelter Planeten, deren Verfassung offensichtlich stark an die der USA angelehnt ist - es gibt einen direkt gewählten Präsidenten, einen Vizepräsidenten, einen Senat etc. In der Erdallianz kommt es nun zu einem Attentat: das Raumschiff des Präsidenten wird mitsamt Präsident Santiago Opfer eines Bombenanschlags. Vize-Präsident Clark, der daraufhin die Macht übernimmt, nutzt diesen Anschlag, um die demokratische Erdallianz Stück für Stück in eine Diktatur zu verwandeln. Unter dem Vorwand der Terroristenbekämpfung werden Freiheitsrechte mehr und mehr eingeschränkt, die öffentlichen Medien sind quasi gleichgeschaltet, eine neue Behörde namens "Nachtwache" beginnt die Bürger zu überwachen (oder auf gut Deutsch: zu bespitzeln) etc. Das Brisante dabei: Clark hat das Raumschiff des Präsidenten vor dem Attentat unter dem Vorwand einer Erkrankung verlassen, obwohl er kerngesund war...

Mit Erschrecken stelle ich gerade fest, das genau dieser Vorgang derzeit in den USA abläuft: Nach den Attentaten des 11.September 2001 wurden diverse Sondergesetze erlassen (u.a. der "Homeland Security Act" I und II), die Medien haben sich selbst gleichgeschaltet und wiederholen ununterbrochen die Behauptung, Osama bin Laden sei der Täter (ohne Beweise zu haben) usw. Und sogar die "Nachtwache" gibt es, nur heißt sie "Homeland Security". Insofern ist Babylon eine erschreckend brandaktuelle Serie.

Wollen wir hoffen, dass das alles endet so wie in Babylon 5. Dort wird Präsident Clark beseitigt.