12.4.07

Marion Zimmer Bradley - was ich an ihr auszusetzen habe

Das hier schreibe ich, weil bei einer Diskussion am Wochenende das Thema aufkam.

Anfang der Achtziger Jahre machte ein Fantasy-Roman weltweit Furore: "Die Nebel von Avalon" von Marion Zimmer Bradley. Ich bekam das Buch von wohlmeinenden Freunden geschenkt, weil es inhaltlich ganz toll sei. "Brav" unternahm ich zwei Anläufe, um es zu lesen. Aber jedesmal kapitulierte ich nach einigen Seiten, da ich "Die Nebel von Avalon" als sehr zäh empfand. Mir hat sich das Buch bis heute nicht erschlossen. Beim zweiten Mal wollte ich dem Buch noch eine Chance geben und blätterte ziellos herum. Dabei stieß ich auf die Szene, in der die junge Morgaine im Licht des Frühlingsmondes auf der Erde liegt und auf den "Hirschkönig" (hinter dem sich die Wicca-Vorstellung des Gehörnten Gottes verbirgt) wartet, und anschließend von ihm genommen wird. 'Oh!' dachte ich, 'endlich passiert was Interessantes: Sex! Sollte das Buch am Ende doch unterhaltsam sein?' Leider stellte sich dies als Irrtum heraus. Denn die Beschreibung der nun folgenden Vereinigung zwischen Priesterin und Hirschgott war - aus meiner Sicht - langweilig beschrieben. Enttäuscht klappte ich das Buch wieder zu und habe es seitdem nie mehr angerührt; vor ein paar Jahren habe ich es auf ebay versteigert.

Mir fällt in diesem Zusammenhang das Buch "Engel der Schatten" ein, eine Anthologie mit vier erotischen Fantasy-Novellen. Die Novellen sind von vier verschiedenen Autorinnen geschrieben: Astrid Martini, Emilia Jones, Sandra Henke und Kerri van Arden. Alle vier haben durchaus verschiedene Schreibstile; aber jede einzelne der vier ist, was die Erotikschilderungen betrifft, um Längen (!) besser als Marion Zimmer Bradley.

Andererseits mag es sein, dass der Vergleich unfair ist. Das Deutschland des Jahres 2007 ist nicht das Amerika des Jahres 1982, und MZB hat ihren Lesern damals ohnehin einiges zugemutet: Inzest, ménage à trois etc. Daher hatte MZB vermutlich Angst, ihre Leserinnen und Leser durch zu explizite Sexszenen endgültig zu verschrecken. Heutige Autorinnen haben diese Einschränkungen nicht.

3 Kommentare:

Anonymous MartinM meinte...

Eben typisch für MZB: interessante Szenarien, mittelmäßige Schreibe, durchhängende Spannungsbögen. Ich finde den Roman durchaus unterhaltsam - mehr aber auch nicht. Er verdankt seinen Erfolg wohl ausschließlich dem damals originellen Einfall die "normalerweise" stramm patriachialische und tief christliche Artus-Sage aus weiblicher und neo-paganer Sicht nachzuerzählen. Echte Pionierleistung, muß man ihr lassen.
Erotisch hat sie z. B. in "Der dunkle Turm" durchaus mehr gewagt. Die "Nebel" waren von Anfang an auf den "Mainstream" ausgerichtet, von daher etwas "zahmer".

11:29 PM  
Anonymous distelfliege meinte...

...also, bei der Szene sollte es auch nicht erotisch sein, sondern Morgaine legt sich aufopferungsvoll in religiöser Pflichterfüllung hin um die grosse Priesterin für den Pöbel zu geben, das hat doch mit Erooootik nix zu tun!

9:21 PM  
Blogger *V.K.* meinte...

Sex aus Pflichterfüllung? Kein Wunder, dass es mir nicht gefallen hat; sowas widerstrebt mir.

1:33 PM  

Kommentar veröffentlichen

<< Startseite