9.7.06

Persönliche WM-Bilanz

Auch wenn das Endspiel noch nicht stattgefunden hat, will ich doch eine erste Bilanz ziehen.

Sportlich: der große Gewinner der WM war für mich das deutsche Nationalteam. Ich schreibe hier bewußt "Team", denn genau so sind sie aufgetreten. Keiner machte einen auf Einzelstar alla Gerd Müller, alle standen immer füreinander ein. Der dritte Platz war mehr als verdient. Der "Vater" des Teams war unbestreitbar Jürgen Klinsmann, der mich positiv überrascht hat. Er hatte es am Anfang sehr schwer mit seinen Neuerungen, aber im Nachhinein sehe ich sie als notwendig an - zumal der Erfolg offensichtlich ist (ganz nebenher hat er es damit einem gewissen Blatt mit vier Buchstaben gezeigt). Ich hoffe sehr, dass Klinsmann weitermacht; mit ihm könnten wir 2008 Europa- und 2010 Weltmeister werden. Dann klappt es auch gegen Italien.

Ebenfalls überrascht hat mich Oliver Kahn. Er kam mit der für ihn ungewohnten Rolle als Nummer 2 sehr gut zurecht. Mehr noch: vor dem Viertelfinale gegen Argentinien sprach er Jens Lehmann Mut zu - eine Geste, die von wahrer menschlicher Größe zeugt. Gestern hat Jürgen Klinsmann ihn daher eingesetzt. Nach dem Spiel hat Oliver Kahn seinen Rückzug aus der Nationalmannschaft erklärt. Meiner Ansicht nach war das genau der richtige Zeitpunkt. Er hatte ein Superspiel geliefert und einen Erfolg gelandet. Da Kahn derzeit 37 ist, ist es unwahrscheinlich, dass er bei der EM 2008 nochmal zum Zuge kommt; ein weiterer Erfolg als Nationalspieler ist somit praktisch unmöglich.

Gesellschaftlich hat die WM in Deutschland eine Super-Stimmung gebracht, kombiniert mit "Schwarz-Rot-Gold ohne Aggressivität", das habe ich noch nie erlebt. Fans aus allen möglichen Nationen feierten weitestgehend friedlich zusammen. Gewisse rechtsextreme Kreise, die auf der WM ihr eigenes Süppchen kochen wollten, blieben außen vor. Das gibt mir Hoffnung. Ebenfalls neu ist der hohe Prozentsatz an fußballbegeisterten Frauen; das war bei den bisherigen WMs nicht so. Ich vermute, dass dass die Aggressivität massiv reduziert hat bzw. erst gar nicht aufkommen ließ.

A propos innere Sicherheit: ich weiss noch genau, wie vor der WM ein gewisser Herr Schäuble ganz laut nach einer Grundgesetzänderung geschrien hat, weil die WM ja soo ein Risiko sei und er dringend die Bundeswehr im Inneren brauche. Nichts überflüssiger als das! Die Polizei hatte die paar Randalierer, die es gab, gut im Griff. Hoffentlich lernt auch der Herr Schäuble daraus und kommt bei der nächsten Gelegenheit nicht wieder mit diesem dämlichen Vorschlag (Bundeswehr im Inneren) angeschissen.

1 Kommentare:

Anonymous MartinM meinte...

Nee, der Schäuble läßt seine "tolle" Idee vom Bundeswehreinsatz im Inneren nicht fallen - schließlich gehört Deutschland zu einer vom Terrorismus bedrohten Region, wie man ja an der kürzlich erfolgten Festnahme eines mutmaßlichen Terroristen-Unterstützers in Hamburg sehen könne ...
Für Schäuble und ähnliche gestrickte Politiker ist längst klar: der Bundeswehreinsatz im Inneren kommt, man sucht nur noch das passende Problem für diese "unverzichtbare" Lösung.

4:55 PM  

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