29.1.05

A91: Das Monster, das niemals wurde



Auf diesem Plan (entnommen einem Heimatkundebuch über Hessen aus dem Jahre 1969, Westermann-Verlag) sieht man im Osten Darmstadts eine gestrichelte Linie. Diese skizziert den Verlauf der damals geplanten A91. Wie man auf dem Plan sehen kann, sollte die A91 bei Eberstadt von der A5 abzweigen und dann zwischen Eberstadt und Bessungen durch die Lincoln-Siedlung verlaufen. Beim Böllenfalltor wäre ein Berg im Weg gewesen, der Herrgottsberg, diesen wollte man einfach sprengen (nach dem Motto: "Was braucht man schon den einen Berg, im Odenwald gibt es genug davon..."). Der weitere Verlauf:über das Oberfeld (dicht an der Rosenhöhe vorbei) durch die Fasanerie. In der Fasanerie ließ die damalige Oberforstdirektion damals (in einer Art "vorauseilendem Gehorsam") bereits eine Schneise für die Autobahn planen.

Den "schönsten" Teil des geplanten Verlaufs kann man auf der Karte aber nicht sehen: die A91 sollte zwischen Arheilgen und Kranichstein durchlaufen; an der Stelle des heutigen Neubaugebiets K6 war damals ein Autobahnkreuz geplant. Danach sollte die A91im Stile eines Highways (also "auf Stelzen") über das Freibad Arheilger Mühlchen verlaufen, danach an Wixhausen vorbei und bei Egelsbach an die heutige A661 anschließen.

Besonders den letzten Teil des Planes finde ich geradezu brilliant. Durch die "Stelzen" wären die Badegäste des Arheilger Mühlchens in den ungestörten "Genuß" der Abgase und des Autobahnlärms gekommen: Mehr noch: der A91-Verkehrslärm hätte sich dank der Höhenlage der Fahrbahn ("Stelzen") ungehindert über die Ortsteile Arheilgen und Kranichstein ausbreiten können; aber das macht ja nichts, davon sind ja nur insgesamt 30.000 Einwohner betroffen...Ganz abgesehen von der wahnsinnigen Idee, einen kompletten Berg zu sprengen. Und den vielen Rosen auf der Rosenhöhe wäre die nahe Autobahn sicher auch nicht gut bekommen.

Zum Glück wurde der irrwitzige Plan Anfang der Siebziger Jahre von der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung gestoppt, und die Autobahn A661 endet heute noch bei Egelsbach im freien Feld. Das ist gut so, denn andernfalls würde ich heute nur etwa einen Kilometer entfernt vom "Highway" wohnen. Aber beim Blick auf den Plan läuft es mir heute noch kalt den Rücken herunter.

Als "Nachkomme" dieses Umgehungsprojekts gilt die aktuell diskutierte Nordostumgehung, wobei ich hoffe, dass diese zusammen mit der Odenwaldbahn in einen Tunnel verlegt wird. Dadurch hätte man de Chance, Mathilden- und Rosenhöhe miteinander zu verbinden. Derzeit stören aber die hohen Kosten. Grund. die Deutsche Bahn fordert, der Bahntunnel müsse für Oberleitungen vorbereitet sein. Aber das halte ich für Unsinn. Wollte die Bahn wirklich die Odenwaldstrecke elektrifizieren, so müßten alle Brücken und Tunnels auf der gesamten Strecke umgebaut werden, und das sind einige! Auf absehbare Zeit könnte das auch ohne den Tunnel bei der Rosenhöhe niemand bezahlen. Also kann man meiner Ansicht nach den Eisenbahntunnel ruhig ohne Platz für Oberleitung bauen, das würde einiges an Kosten sparen.

(Quelle: Darmstädter Echo vom 29.01.2005)