26.12.04

Wahrlich, ein moderner Roman

Am 1. Weihnachtsfeiertag schlug mein Vater den Katalog der Büchergilde Gutenberg auf und stieß dabei auf die Neuerscheinung "Pech für George" von Paula Fox. Die Büchergilde pries den Roman an mit einem Zitat aus der FAZ:
"Wer einen perfekten modernen Roman lesen möchte, sollte sich Pech für George kaufen. Das 1967 erschienene Meisterwerk von Paula Fox ist lakonisch, plastisch, aufregend und vollkommen durchkomponiert."

(fette Hervorhebung von mir)

Man beachte: ein 1967 geschriebener Roman ist heute noch modern. Nach diesen Maßstäben zu urteilen, wäre "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" von den Beatles heute noch eine moderne Scheibe - was (ungeachtet der historischen Bedeutung des Albums) längst nicht mehr zutrifft. Man kommt ins Grübeln: hat sich im Bereich der Literatur in den letzten 37 Jahren so wenig getan, dass ein 1967 erschienenes Werk immer noch modern ist? Oder gelten neuere Romane als "postmodern", analog zur Architektur?

Man könnte einwenden, dass bei dem FAZ-Zitat keine Jahreszahl dabeisteht. Vielleicht stammt die Rezension ja aus dem Jahre 1970, da mag das "modern" noch gegolten haben. Aber dann frage ich mich, warum die Büchergilde mit einem so alten Zitat Werbung macht.

Meiner Ansicht nach sind wirklich herausragende literarische Werke nie "modern" oder "postmodern" oder sonst etwas. Sie sind zeitlos. Beispiele dafür wären "Macbeth" von Shakespeare, "Faust" von Goethe oder "The Lord of the Rings" von J.R.R. Tolkien.

Um Mißverständnisse zu vermeiden: ich kenne weder die Autorin Paula Fox noch den o.g. Roman. Mir geht es hier nur um den Werbetext der Büchergilde. Den Roman selbst kann und will ich nicht bewerten.