27.5.04

Professionalität und wann sie irrelevant ist

Ein Bekannter von mir neigt dazu, bei jeder passenden Gelegenheit (und manchmal auch bei unpassenden Gelegenheiten) darauf hinzuweisen, dass er "professionelle Öffentlichkeitsarbeit" betreibt. Er benutzt dies gerne als Argument in vereinsinternen Diskussionen.

Dass er wirklich beruflich professionelle Öffentlichkeitsarbeit betreibt, will ich gar nicht bestreiten. Aber als Argument in Diskussionen taugt das nichts. Denn selbst Profis können sich irren, sogar, wenn es um ihren ureigenen Beruf geht.

Hierzu habe ich heute ein schlagendes Beispiel gefunden, um das zu verdeutlichen. Niemand wird bestreiten, dass Albert Einstein als Physiker ein Profi war. In diesem Jahr wurde vielerorts auf seinen 125. Geburtstag hingewiesen und dabei seine Leistung angemessen gewürdigt, auch in diesem Weblog. Einsteins Leistungen für die modernen Naturwissenschaften und seine Genialität stehen ausser Frage.

Aber trotzdem hat sich Albert Einstein in einer wichtigen physikalischen Frage grundlegend geirrt. Als Ende der Zwanziger Jahre Nils Bohr und Werner Heisenberg ihre Kopenhagener Deutung der Quantentheorie präsentierten samt den theoretischen Grundlagen (u.a. die Heisenbergsche Unschärferelation), und darauf basierend, ein ganz neues Bild des Universums auf atomarer Ebene entwarfen, wischte Einstein das alles mit drei Worten vom Tisch: "Gott würfelt nicht!" Ihm war die Vorstellung eines Universums, in dem manche Vorgänge rein zufällig ablaufen, emotional zutiefst zuwider, und daher lehnte er es ab, obwohl die physikalischen Fakten für die Quantentheorie sprachen (und auch heute noch sprechen). Ein blamabler Irrtum. Und er zeigt schön anschaulich, dass auch Profis irren können. Selbst dann, wenn sie, wie Albert Einstein, in ihrer Berufssparte den Nobelpreis gewonnen haben.